Kabarett vom Feinsten. Einfach großartig.
Berichterstattung zum Dresdner Satirepreis:
Die großartige Grazer Kabarettistin und Poetry Slammerin Christine Teichmann überzeugt mit bitterbösen gesellschaftskritischen Texten, die sie freundlich und unaufgeregt vorträgt. Sie entlarvt Lebenslügen, natürlich wolle niemand Sklaverei, aber wenn die Oma Pflege brauche, „wäre so eine kleine Portion Leibeigenschaft“ doch wohl billig. Ein Kabinettstück Teichmanns Schachspiel, mit dem sie globale Politik spiegelt. Die Kleinen, die Bauern, werden geopfert, und immer siegen die weißen Figuren. Die Österreicherin erhält den Publikumspreis.
Christine Teichmann, Gewinnerin der Kabarett-Talenteshow 2020 und des Jurypreises beim Freistädter Frischling 2019, führt in ihrem neuen Solo "Links Rechts Menschenrecht" ein Wirtshaus: den Gasthof zum Menschenrecht, der akut von Zwangsräumung und Abriss bedroht ist. Aber noch steht das baufällige Gemäuer, dessen Fundament auch ohne Bulldozer schon gehörig wackelt. Und noch liegen auf den Tischen die Speisekarten herum, auf denen die 30 Punkte der UN-Menschenrechtskonvention zu lesen sind.
Die Gastwirtin gibt also nicht auf und rattert unbeeindruckt die sämtlichen Inhaltsstoffe und Geschmacksrichtungen herunter, dass man kaum mitkommt. Dazu gibt es quasi als Aperitif, um sich gleich einmal den Appetit zu verderben, ein Gläschen Covid-19. Getreu dem Titel arbeitet sich Teichmann an Linken, Rechten und anderen Gut- und Schlechtmenschen ab. Wie sie große soziale und politische Themen in bitterböser, aber unaufgeregter Politsatire auf ihrem schon leicht angestaubten Tablett serviert, das hat schon Klasse. Nur manchmal redet sie sich dann doch in Rage. Wenn sie mit einem Schachspiel globale Ungleichheit und Postkolianismus anschaulich macht, kassiert sie Lacher - die dem Publikum im Hals stecken bleiben. Moderne Sklaverei prangert sie plakativ, aber nicht plump an. Auch sonst ist der Abend eine einzige große Entlarvung in alle mögliche Richtungen, über der zwei große Frage bedeutungsschwer schweben: Was ist nicht käuflich? Und wie schützen wir die Menschenrechte? Befriedigende Antworten hat auch Teichmann nicht so leicht bei der Hand. Aber sie lässt ihr Publikum nach dem Lokalbesuch daheim weiter darüber nachdenken.
Wie viel Bedeutung haben die großen Ideale in unserer Lebensrealität wirklich? Dieser Frage geht die Kabarettistin Christine Teichmann in ihrem neuen Programm "links rechts Menschenrecht" nach, das beim Leslie Open in Graz seine umjubelte Steiermark-Premiere feierte.
Willkommen im Gasthaus zu den Menschenrechten! Zugegeben: Die Fassade bröckelt ein bisschen und das Fundament ist angeschlagen. Aber Wirtin Christine Teichmann ist bemüht, ihren Gästen alle Punkte der Speise-Charta schmackhaft zu machen. Doch das ist gar nicht so einfach in einer Zeit, in der das Beharren auf die 1948 formulierten Menschenrechte von vielen politischen Kräften als radikaler Akt interpretiert wird. Es is kein Wunder, dass die Polizei bereits vor den Toren der Wirtin steht. Und so werden die Besucher zu Geisln für den guten Zweck.
Mit bitterbösem Humor und grandiosen Sprachspielereien lässt Christine Teichmann die Ideale der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte auf unsere gesellschaftliche Realität prallen. Sie schlüpft dafür unter anderem in die Rolle einer Berufsmutter, die alles tut, um für ihren Nachwuchs das Allerschlimmste zu verhindern: die Einstufung in die NMS. Oder sie verwandelt sich in eine Auktionatorin, die am Sklavenmarkt wunderbar unterbezahlte Pflegekräfte und Erntehelfer im Angebot hat.
Auf diesem Weg legt Teichmann nicht nur die moralische Leere unseres politischen Systems frei, sondern thematisiert auch unsere eigene Starre im Angesicht von Rassismus, Ausbeutung und Turbo-Kapitalismus.
Christine Teichmann überzeugte die Jury mit einer angenehmen, ruhigen Art, mit der sie brisante Themen aufgreift und inhaltlichen Tiefgang in satirischer Zuspitzung auf den Punkt bringt. Dabei kommen bei ihr auch tagespolitische Themen nicht zu kurz.