In Abrahams Wurstkessel
Kinderwunsch-Turbulenzen, sympathisch umgesetzt.
Sie müssten halt ein Risiko eingehen, wenn das Kind auf die Welt kommen solle, tönt es am Ende aus einem bunt beleuchteten Goldfischglas. Dieses steht auf der Bühne für den titelgebenden Wurstkessel, in dem sich der Redensart nach alle ungezeugten Kinder tummeln. In "Kinderwunsch oder Abrahams Wurstkessel reloaded" beschäftigt sich die Grazer Bühnenautorin und Performerin Christine Teichmann einmal mehr mit einer grundlegenden gesellschaftlichen Spannungssituation. In diesem Fall geht es um das Paar Evita und Anselm, die darüber Tau ziehen, ob sie ein Kind bekommen sollen oder nicht. Mit in die Diskussion eingebunden ist ein zweites Paar, eines, das sich den Kinderwunsch scheinbar gerade erfüllt hat, die Mutter der Protagonistin (von Teichmann selbst gespielt) und jener unsichtbare Homunkulus, der dem Gegenstand der verbalen Scharmützel eine Stimme verleiht. Von Regisseur Alex Mitterer und seinem Darstellerteam vom Theater Kaendace wurde das Stück sympathisch umgesetzt.
Zwischen Zwang und Sehnsucht
Corona, Krieg und Klimakrise - wer will in einer solchen Situation noch Kinder in die Welt setzen? Und warum? Diese Fragen wirft Christine Teichmann in ihrem neuen Stück "Kinderwunsch" auf, das das Grazer Theater Kaendace im ARTist's in der Inszenierung von Alexander Mitterer zeigt. Noch zu sehen bis zum 17. Oktober.
Evita (Fragana Avocadovic) und Anslem (Felix Krauss) ringen mit der Frage, ob sie ein Kind haben wollen. Wären sie gute Eltern? Wie würde ein Kind ihr Leben und ihre Partnerschaft verändern? Und könnten sie sich Familienglück auch ohne Kinder vorstellen? Diese Fragen treibt das Paar um, während ihre Freunde Zoe (Tamara Belic) und Peter (Alexander Suppan) nach langem Bemühen "endlich schwanger" und sehr glücklich sind - doch nicht lange.
Diese beiden Paare stellt Teichmann ins Zentrum ihres Stücks - und steht als Evitas Mutter, die mit ihrer Entscheidung eine Familie zu haben, nicht immer glücklich war, selbst auf der Bühne. Und auch das potenzielle Kind selbst ist - als Stimme aus dem Off - präsent. Der Text ist ein Mix aus Paarkomödie mit bitterbösem Wortwitz und Familientragödie, die das Spannungsfeld der Fortpflanzung zwischen gesellschaftlichem Zwang und individueller Sehnsucht auslotet.
Alexander Mitterer unterstreicht in seiner Inszenierung diesen inneren und äußeren Druck, der auf Paaren lastet - und der durch die komplexe Weltlage, die eher eine "schlechtere" als eine "bessere" Zukunft mit sich bringen dürfte, nicht geringer wird. Das Stück versucht am Ende keine einfachen Antworten zu geben - aber es wirft wichtige Fragen auf und versteht es dabei auch noch zu unterhalten.