UA von Christine Teichmann
Europäisches Theaterfestival bei SALZKAMMERGUT 2024
"Hier hat sich ja immer alles ums Salz gedreht, aber für die Oma hat Salz und Wasser immer nur Schweiß und Tränen bedeutet."
Die alte Frau hat ihr Leben lang hart gearbeitet, meist unbezahlt und immer unbedankt. Jetzt meint die Enkelin, selbst nicht mehr ganz jung, dass die Oma sich einen Lebensabend verdient hat, wo einmal sie betreut und verwöhnt wird. Aber wie es in unserer kapitalistischen Logik üblich ist, wird sie das nicht selbst machen, sondern eine osteuropäische Pflegekraft dafür engagieren. Wozu fragt sie, gibt es denn ein Lohngefälle?
Während sie die Pflegerin in einem langen Monolog in ihre Tätigkeiten einweist, erzählt sie in Schlaglichtern die Lebensgeschichte der Großmutter im Salzkammergut von der Zwischen-kriegszeit bis heute, von Seipel Abbau über Milchaufstand zu Leben und Arbeit auf der Alm, und beklagt dabei die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse und erbärmlichen Lebensumstände.
Die 24 h Pflegerin selbst kommt nie zu Wort, die Erkenntnis, dass die Ausbeutung mittlerweile außerhalb des Sozialsystems, jenseits von Arbeitnehmer*innenrechten und Arbeitszeitgesetzen in Scheinselbständigkeit und Saisonarbeit statt findet, bleibt dem Publikum vorbehalten, das nebenbei in die Geschichte des österreichischen Pflegenotstands eingeführt wird.
Unterbrochen wird der Monolog der bemühten Enkelin, die sich selbst mehr als Opfer der eigenen Familiengeschichte denn als Ausbeuterin wahr nimmt, von den Klängen der heraufbeschworenen Vergangenheit und den klagenden osteuropäischen Gesängen der Pflegerin, die nur in ihren Liedern ihre Stimme erhebt.
Christine Teichmanns Text legt den Finger in die offenen Wunden unseres Sozial- und Gesellschaftssystems und beruht auf ausführlichen Recherchen und Interviews, die im Salzkammergut mit Betroffenen, Nachfahren und Historikern geführt wurden. Die Lebensgeschichten speisen sich aus Gesprächen mit und Erinnerungen an Frauen, die damals und heute meist unsichtbar einem System zum Opfer fallen, das ihre Leistungen und ihr Leiden marginalisiert.
Christine Teichmann hat sich schon in mehreren Arbeiten mit Altern, Pflegenotstand und Ausbeutung von Frauen beschäftigt. „Schweiß und Tränen sind auch nur Salz und Wasser“ wurde eigens für Salzkammergut 2024 verfasst und soll nach der Aufführung in abgeänderter und erweiterter Ein-Personen-Fassung als Kleinkunstabend „Unterhaltung – ein Sozialdebattl“ österreichweit gezeigt werden.
Aufführungen | 13. Oktober 2024, 14:00 |
Ort | Lehar Theater, Bad Ischl |
Regie | Alexander MItterer |
mit | Christine Teichmann und Dragana Avokadovich |
ein Stück über das Arbeitsleben von Frauen einst und jetzt
Die Autorin und Darstellerin Christine Teichmann arbeitet sich an den Lebensgeschichten von mehreren Frauen entlang und stellt mit ihrer Bühnenfigur die Fragen nach dem Preis unseres Wohlstandes, den andere bezahlen. Unter der Regie von Alexander Mitterer stolpert die Frau auf der Bühne unfreiwillig komisch über die Fallstricke ihrer eigenen Überzeugungen und Notwendigkeiten und entlarvt sich und das Publikum als Mittäter:innen in ausbeuterischen Systemen einst und jetzt. Das ist durchaus zum Lachen – und dazwischen auch tragisch und berührend.
Wie die gemeinsam den Stacheldraht durchgezwickt haben, und die Leute erstmals wieder frei über die Grenze gehen konnten, das war ein ergreifender Moment. Und dass man problemlos nach Ungarn zum Zahnarzt konnte. Aber zu glauben, dass die im Osten da Qualitätsarbeit leisten, noch dazu in der Altenpflege… Paprika, Salami und Somlauer Nockerl – ja. Alles andere – Vorsicht!
Als lediges Kind einer Magd hat die Oma kaum eine Option im Leben gehabt als arbeiten, beten und Gosch'n halten. Mittlerweile steinalt hat sie das Glück, dass ihre Enkelin – ihrerseits nicht mehr die Jüngste – sie gefunden hat und all das Unrecht an ihr wieder gut machen will. Blöd, dass das am besten auf Kosten der Lebensqualität einer anderen Frau geht, die die Pflege übernehmen soll. Aber die ist ja aus Osteuropa und froh, dass sie überhaupt was verdienen kann, also ist es uns das späte Glück der Oma schon wert, oder? Da heißt es einfach, das Salzzuckerl lutschen, schlucken soll's wer anderer.
RezensionenUraufführung | 22.03.2023, Theater Kaendace |
Weitere Aufführungen | 24.,30.,31.3. & 1.4.2023, ARTist's Graz |
Wiederaufnahme | 19.7.2023, 18:30, Kurzfassung beim Wr. Kultursommer, Kongreßpark, 1160 Wien |
Produktion | Theater Kaendace |
Von / mit | Christine Teichmann |
Regie | Alexander Mitterer |
oder Abrahams Wurstkessel reloaded
Nach der vielumjubelten großartigen Inszenierung von „Queen Lear“ vor zwei Jahren, bringt Theater Kendace in der Regie von Alexander Mitterer das neue Stück der Grazer Autorin Christine Teichmann zur Uraufführung.
Abrahams Wurstkessel ist in Bedrängnis. Nicht nur, weil Veganer nichts mehr mit dem Begriff anfangen können, die Nachfrage hat allgemein nach gelassen. Wer will heutzutage noch Kinder in die Welt setzen? Aber wenn der 40er winkt und die Lebensentscheidung ansteht, kommt es doch zur zentralen Auseinandersetzung bei den Paaren Zoe/Peter und Evita/Anselm. Während die einen mit vollen Einsatz um eine Schwangerschaft kämpfen, überlegen die anderen noch… Aber die Uhr tickt! Fragen gibt es genug, aber Antworten? Schwierig. Aber berührende, komische, dramatische und existentielle Momente, an denen wir auf der Suche danach teilhaben können.
Das Bühnenstück „Kinderwunsch“ von Christine Teichmann basiert auf Interviews mit Menschen, die rund ums Kinderkriegen mit schwierigen Entscheidungen konfrontiert waren und dem Fragebogen für Adoptivwerber:innen.
Uraufführung | 10.10.2022, Theater Kaendace |
Weitere Aufführungen | 12. - 17.10.2022, ARTist's Graz |
Produktion | Theater Kaendace |
Buch | Christine Teichmann |
Regie | Alexander Mitterer |
mit | Dragana Avokadovic, Christine Teichmann, Tamara Belic, Felix Krauss und Alexander Suppan |
Ein explosiver Familiencocktail interpretiert in emotionaler Schräglage.
Das versuchte Zusammenleben dreier Generationen in einem Haus, das der dementen Großmutter Queen Lear durch Überschreibung auf ihre Kinder nicht mehr und ihrem Sohn und dessen Frau und Tochter noch nicht wirklich gehört, gerät bald zur Überforderung. Mit der eingegangenen Verpflichtung zur Pflege der Großmutter und der Verantwortung für die eigene junge Familie, mutiert das Terrain zum Boxring. Midlifecrisis, Pubertät, Wechseljahre und das Versinken in Demenz führen zu fights zwischen den Familienmitgliedern. Am Ende steht das knock out für Queen Lear – abgeschoben ins Heim am Lebensabend.
Ein Stück für Menschen von 12 - 99 Jahren, welches das Verständnis füreinander und das Gespräch zwischen den Generationen anregen soll.
Uraufführung | 25.09.2020, Theaterfestival Oberzeiring |
Weitere Aufführungen | 01. - 14.10.2020, ARTist's Graz | Wiederaufnahme | 24. +25.09.2021, Theatertage UNTERWEGS |
Produktion | Theater Kaendace |
Buch | Christine Teichmann |
Regie | Alexander Mitterer |
Lichtdesign | Nina Ortner |
mit | Klaudia Reichenbacher, Michael Brantner, Tessa Gasser, Lisa Rohrer, Alexander Mitterer, Christine Teichmann |
Der alte Manoli hat Krieg und KZ im Emsland Moor überlebt und dämmert eigentlich nur mehr dem Tod entgegen. Im Pflegeheim trifft er auf Marlies, eine MS-Patientin, deren Sohn Theo zusehendes in rechtsradikale Kreise gerät. Eine Begegnung mit dem Zeitzeugen soll dem Siebzehnjährigen die Augen öffnen, aber das Treffen wird für alle Beteiligten zu einer unvorhergesehenen Auseinandersetzung mit sich selbst, ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft.
War der alte Kommunist damals mit siebzehn nicht genauso jemand, der unreflektiert einer Idee hinterher gelaufen ist? Wann und wie macht man sich schuldig? Und was ist die Antwort auf die Frage, was passiert, wenn man mit sich im Kopf alleine ist?
Aufführungen | Nov 2018 & Okt 2019 |
Produktion | stemos.project |
Regie | Andreas Wagner |
Regieassistenz | Lisa Rohrer |
Produktionsassistenz | Christina Moser |
mit | Michael Brantner, Stefan Gamper, Rosemarie Kreßl, Christine Teichmann, Stephan Thaler |
Christine Teichmann wirkte 2019 als Kleindarstellerin bei der Produktion der Sommergäste von Maxim Gorki der Salzburger Festspiele mit.
mehr InfosChristine Teichmann ist Ensemblemitglied des Bühnenkollektivs Peace Babies, für das sie Texte schreibt und performt. So wurden bereits drei Theaterstücke (Charlottendorf, Schattengewächse, Herr Ritzel und das System) von ihr aufgeführt, Kurztexte im Poetry Slam Format sind bei fast jeder Show dabei, so auch die beliebte Kategorie "Männer in Unterhosen sprechen über die Liebe"
WebsiteAls Schauspielerin war sie schon in mehreren Stücken der Peace Babies auf der Bühne, zuletzt bei "Schattengewächsen", "Kopfkino" und "Rocket Boys"
Christine Teichmann ist Mitglied der intergenerationellen ImproTheatergruppe "The Original Bassena Raves", deren Shows immer wieder in der Brücke zu sehen sind.
WebsiteMit der Compagnie fantastique hat Christine Teichmann an zahlreichen Produktionen mitgewirkt, die am Grenzbereich zwischen Artistik und Schauspiel angesiedelt sind.
So hat sie als "Wiesel" in den Clowntheaterstücken von "Puck & Wiesel" mitgewirkt, als "Gott, die Herrin" bei "Faust - der Jonglage erster Teil" und als "Madame" in den "Le Baron et Jacques" Jongliertheaterstücken. Seit 2016 tritt die Compagnie mit ihrem "Wie damals" Programm in den Sommermonaten im Varieté Hutzi auf und trägt zum artistischen Teil der Abende bei.
Bei den Inszenierungen zu klassischer Musik (Karneval der Tiere, Bilder einer Ausstellung) war sie Teil des Teams, das Idee, Choreografie und Dramaturgie erarbeitet hatte, und bei den Aufführungen als Artistin dabei.